1 FC Waldorf und das Fußballverbot an Waldorfschulen

Ne Bude für Rudolf, copyright nixzen

Ich bin in doppelter Weise betroffen, sowohl als Waldorf-Vater, als auch als Fußballtrainer. An wohl fast allen Waldorfschulen ist der Fußballsport verboten und nicht gewünscht. Rückfragen zu diesem Thema wurden von dem Lehrpersonal unzureichend beantwortet.

Mal hörte ich der Ball sei als Welt zu betrachten, die nicht mit Füßen getreten werden darf, mal ging es um die Konzentration auf nur ein Körperteil, die Füße. Ob nun ein Ball mit Füßen, Hockeyschlägern oder den Händen bearbeitet wird, die Erde symbolisiert er in dem Moment, in dem Betrachter ihn dazu macht.

Meine Vermutung ist, dass Waldorflehrer und Anthroposophen nicht vom Fußball an sich abgeschreckt werden, sondern auch von seinem über die Jahre gewachsenen Gesellschaftsbild. Dieses passt  nicht in eine esoterisch-intellektuelle Weltanschauung. Fußball ist Volkssport mit all den dazugehörigen positiven wie negativen Erscheinungen.

Als Trainer erlebe ich letztere wöchentlich: ehrgeizige Eltern die kritisierend am Platzrand stehen, pöbelnde Fans im Bundesligastadion, Jugendtrainer denen es nur ums gewinnen geht, nicht um den Spaß am Spiel. Es gibt allerdings ebenso die positiven Seiten. Es sind der besagte Spaß am Spiel. Es ist die Kunst zu lernen, wie man verliert und gewinnt. Es ist die Freundschaft innerhalb der Mannschaft. Es ist der respektvolle Umgang mit dem Gegner, denn ohne diesen wäre ein Fußballspiel nicht möglich. Es sind die verschiedenen Kulturen, die auf dem Platz zusammenkommen. In meiner Mannschaft habe ich 6 Nationalitäten aus 2 Kontinenten. Fußball ist ein Weg um Vorurteile abzubauen.

Ebenso wie die Eurythmie, hat Fußball seinen eigenen Rhythmus, seine Laufwege, Regeln, Zahlen, und Töne. Er ist zum Volkssport geworden, weil er im Spiel ein wenig wie die Gesellschaft im Kleinen funktioniert. Fußball ist gelebte Dualität. Fußball ist theosophischer als es sich mancher in der Anthroposophie vorstellt. Die entscheidende Frage ist allerdings, ob ich ihn mir “bewusst“ werden will.

Wenn ich dieses kann, dann bin ich nicht nur Trainer sondern trainiere meinen eigenen Geist. Viele von mir auf das Thema angesprochene Anthroposophen waren noch nie in einem Stadion.

Mein Wunsch an die Waldorfpädagogen, öffnet euer Stadion der Vorurteile im Kopf, nehmt den Ball legt ihn auf eure Mittellinie und ballert ihn ins Tor!

Es ist viel wichtiger, daß man die moralische Bedeutung des Interesses ins Auge faßt, als daß man sich hingibt an tausend und abertausend schöne, wenn auch vielleicht nur scheinheilige, kleinliche Moralgrundsätze.

Rudolf Steiner

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www.effenberg.de

www.diewaldorfs.waldorf.net

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5 Gedanken zu “1 FC Waldorf und das Fußballverbot an Waldorfschulen

  1. Sehr lobenswerter Artikel!

    Im Propstei laufen viele Eier herum. Woanders auch. An der Waldorfschule meines Sohnes wird Fußball gespielt und gemocht. Da gibt`s aber selbstredend auch Eier.

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  2. Hallo.
    Das ist für mich TYPISCH Waldorf. Hier in Gera ging mein Sohn fast 1 Jahr in einen Waldorfkindergarten. Wir haben gedacht, das all die Leute, die in unserer Umgebung schlecht über Waldorf geredet haben, nur Vorurteile hätten. Aber im Endeffekt hatten sie Recht. Ich bin so froh, dass wir da raus sind.

    Viele Grüße,
    Melanie

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  3. Ich würde es selbst nicht ganz so pauschal beurteilen. Die Anthroposophie Rudolf Steiners sieht sich als Geistes Wissenschaft. Grundsätzlich ist das OK. Steiner bediente sich dabei alter geisteswissenschaftlicher Richtungen, ähnliche Aspekte seiner Thesen, Ideen finden sich im Buddhismus, Taoismus, Hermetik, Kabbala und einigen anderen.
    Das Dilemma ist, wenn Menschen eine Person, dessen Ideen/Ideale als Vorbild nehmen und sich zusammenschließen wird immer eine Art dogmatischer Gesellschaft daraus.
    Steiners Ideen und didaktischen Methoden sind über 80 Jahre alt, sie lassen sich nicht mehr eins zu eins auf eine heutige Gesellschaft übertragen.
    Aber wie bei einem Gymnasium oder AWO Kindergarten gibt es „gute“ und „schlechte“ Einrichtungen. Jeder muss leider selber beurteilen was gut für das Kind ist.
    Aber eine schlechte AWO Kita macht nicht alle AWO Kitas zu schlechten Einrichtungen.
    Leider reflektieren wir( mich eingeschlossen) viele Dinge nicht mehr. Ist auch sehr schwer, in einer
    Welt mit Millionen von Informationen, in der Schnelligkeit ein Hauptmerkmal/Lebensweise geworden ist.
    Meistens steht und fällt die Qualität einer „Einrichtung“ mit den dort tätigen Mitarbeitern.
    Wenn der gute Rudolf damals mal an den Ball gekickt hätte, wäre ihm bewusstt geworden, wie geisteswissenschaftlich Fußballl war und ist.
    Leider war er zu unsportlich.
    LG nixZen

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  4. Ich war neulich abends im Waldorfkindergarten, um mir beibringen zu lassen, wie man eine Puppe näht. Worüber haben die Erzieherin und die Kinderpflegerin sich unterhalten? Über Fußball. Wie lange sie in der Warteschlange stehen mussten, um Karten für ein Pokalspiel zu bekommen!

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