
An dieser Stelle muss ich erst einmal ein Lob für die Sonntaz aussprechen. Seit Weihnachten 2010 waren alles Ausgaben mehr als lesenswert.
In der jetzigen Sonntaz ist ein sehr spannendes Interview mit dem in Palästina geborenen Psychoanalytiker Gerhard Mazarweh. Er analysiert sehr aufschlussreich die arabische Jugend, die Männlichkeit, Familie und Staatschefs.
Hm, das ist ein interessanter Gedanke in dem Artikel, Rebellion gegen die gescheiterten Väter.
Ich hatte neulich mal einen anderen Artikel gelesen, der die These aufstellte, das dort die Mütter ihre Söhne massiv einengen. In der Kindheit/Jugend werden Jungs gehätschelt, um ein abhängiges Liebesverhältnis aufzubauen und die Mütter lassen ihre Söhne später nicht mehr los. Dies äusserst sich dann in agressivem Verhalten an „erlaubten“ Stellen ausserhalb der Familie.
Ich kann mir vorstellen, das insgesamt die religiöse Überhöhung der Familie ein Problem darstellt. Eine Welt (auch der arabischen Welt), in der individuelles Verhalten zum überleben immer wichtiger wird, passt mit diesen eher zwanghaften Familienstrukturen nicht so richtig übereinander.
Es könnte aber auch an der Armut, stattlicher Unterdrückung und Chancenlosigkeit liegen.
Die Bedeutung der Kommunikation via Internet kann man von aussen nicht so richtig einschätzen, aber die Möglichkeit sich auszutauschen wird sicher einen Einfluß bei diesen Aufständen haben. Da wird es spannend zu beobachten sein, ob autoritäre Systeme diese Kommunikation in Zukunft überhaupt noch verhindern können.
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Hm. Warum wird eigentlich immer gleich vom „Scheitern“ gesprochen und alles in einen Topf geworfen? Das provoziert doch nur Widerspruch. Aber vielleicht ist genau das ja die Absicht? (nicht deine, sondern die der taz oder des Psychiaters).
Ist es nicht normal, dass, egal ob morgen- oder abendländisch, männlich oder weiblich, der jugendliche Geist wild, revolutionär und voller Kampfgeist ist, während der gereifte Geist deutlich milder und auch müder ist?
Wie es der Zufall will, habe ich gestern einen Dokumentarfilm gesehen über sechs palästinensische Männer und ihre Familien in Bethlehem, die als Kinder während der ersten Intifada auf einem Foto grinsend und siegesgewiss das Victoryzeichen in die Kamera halten. Der Film zeigt sie 20 Jahre später. Ich habe ihn als spannenden Blick in die Lebenswirklichkeit, das Wertesystem und letztlich auch die Psyche der Figuren erlebt.
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Ich kann den Autor folgen. Habe die Gegend öfters besucht und einige Familien und Strukturen kennengelernt.
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Habe halt grundsätzlich ein Problem mit Pauschalisierungen. Kenne nur die online-Kurzversion, die gedruckte ist länger. Ob und wie im langen Artikel noch differenziert wird, weiß ich nicht.
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Ich konnte keine wirkliche Pauschalisierung entdecken
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hmmm … ich weiß nicht so recht. über sigmund freud lässt sich streiten, sei es die es-ich-über-ich-theorie, ödipus-komplex oder penisneid. eigentlich ist freud ja schon mehrmals wiederlegt und damit dann den orient retten? bisschen weit hergeholt von dem taz-interviewten, oder?
vielleicht liegt es in tundesien ja wirklich einfach nur an dem wunsch nach freiheit und gerechtigkeit, genau wie es in allen anderen ländern auch der fall ist … 😉
die arabischen länder gleich zu setzen ist ungefähr genauso, als würde man die unterschiede in den europäischen ländern außer acht lassen. in frankreich hat es eine revolution gegeben, in deutschland nicht.
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„die arabischen länder gleich zu setzen ist ungefähr genauso, als würde man die unterschiede in den europäischen ländern außer acht lassen. in frankreich hat es eine revolution gegeben, in deutschland nicht.“
Frage ist, was raus kommt. Frankreich hat keine Monarchie mehr, und Deutschland auch nicht. Ob nun mit oder ohne Revo.
Der Interviewte beschreibt eine arabische Gesellschaft und überspitzt ein wenig, aber das gehört wohl zur arabischen Kultur (pauschalisiere ich jetzt einmal)
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„… und überspitzt ein wenig, aber das gehört wohl zur arabischen Kultur…“ Die Bildzeitung ist also fest in arabischer Hand – hab‘ ich mir’s doch gedacht 🙂
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Oh ja, schon mal auf einer Demo in Jerusalem gewesen? Ich ja.-)
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Du meinst das aber jetzt nicht Ernst, die Kultur der Maghrebstaaten von Marokko bis Ägypten gleichzusetzen und die noch mit Saudi Arabien, Iran, Irak, Libanon, Palästina/Israel, Kuweit, Arabische Emirate, Jordanien etc.?
Nein, in Jerusalem war ich noch nicht (leider), aber in einer Familie in einem marrokanischen Dorf und verloren in Casablanca. -)))
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es gibt einen roten Faden, finde den Anfang:-)))
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Nee, lass ma‘. Bin froh, wenn ich meinen roten Faden sehe.
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Ein Anfang:-)
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