Hi Michel how are you?!

Es war ein schönes Bild, als ich die Hotellobby betrat. 15 Teenager saßen dort, alle den Kopf auf Smartphones, I Pods oder Notebooks gesengt. Manche mit Knopf im Ohr.

Ich setzte mich neben zwei jungen Amerikanerinnen aus einem Vorort von New York. Wir saßen auf einer Art Sofa und ich konnte sehen, wie sie eine Video-Verbindung zu „Michele“ aufbaute.

Als die Verbindung hergestellt wurde gab folgenden, kurzen Dialog:

Ma: „Hi  wow hi Miiiiichhhelll, how are you!“

Mi: „Hi Maaaaaarcha, what do you do?“

Michel saß in einem Zimmer mit zugezogenen Rollos, draußen musste Tageslicht sein.

Ma: „We are in Berlin“

MI: “Oh, What do you do tomorrow?”

Ma: “ Oh I don`t know”

Mi: “Can we talk later, in five minutes”

Ma: “It is better tomorrow, we must go to bed in 5 minutes”

Mi: “Ok, see you”

Ma: “ Year see you, byyyyyyyyeeeee!

Ein Großteil der Menschheit kann sich ein Leben ohne Mobilephone, Internet nicht mehr vorstellen. Sobald ein Flugzeug gelandet und zum Stillstand gekommen ist hört man die Aktivierungsgeräusche von Mobilephones. Aber ich möchte jetzt keinen ironischen Artikel zum Thema Mobilesphones und Web schreiben, oder mich über Michele und Marcha lustig machen, sondern die Frage in den Raum stellen, was uns Dialoge, wie der vom Michele und Marcha bringen. Warum starten wir nach der Landung reflexartig unser Mobilephone, je ja Flugdauer kamen wir doch auch gut ohne aus? Warum sind wir gerade online?  Ich habe mich selbst, als eine Testperson  reflektiert und würde behaupten, dass wir uns mit dem oberflächlichem Zugang zu den genannten Kommunikationsmitteln eine Art Geborgenheit versichern. Vor dem Schultor überspielt das Schauen auf dem kleinen Bildschirm unsere Unsicherheiten. Er gibt uns Halt und eine Funktion im Wartezimmer des Arztes, wir können kommunizieren ohne von anderen gehört zu werden. Er gibt uns das Gefühl gebraucht, zu werden, dabei zu sein. Er ist ein Mittel, sich nicht einsam zu fühlen. Als Dienstbildschirm beweist er uns unsere Stellung.  Allerdings hat es auch seinen Preis, wie bei Süßigkeiten. Wirkliche Geborgenheit finden wir nicht auf Bildschirmen, am Ende womöglich eher das Gegenteil, wir entfernen uns immer mehr davon, unsere Gefühle, Unsicherheiten, Ängste  zuzulassen, sie zu durchleben. Was hätten die Teenager in der Lobby wohl gemacht wenn das W Lan ausgefallen wäre? Was würden die Menschen im Flieger machen, wenn es keine Mobilephones geben würde? Vielleicht einmal tief durchatmen, nach der Landung.

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Unterbrechungen unser Belohnungszentrum im Gehirn ansprechen. Das Ping und Plang eingehender Nachrichten in welcher Form auch immer, könnte also dieses Zentrum ansprechen. Aber ständige Belohnungen führen womöglich zur Abstumpfung und Übersättigung. Wo die wiederum hinführt werden wir vielleicht erleben dürfen.

7 Gedanken zu “Hi Michel how are you?!

  1. Ich glaube nicht, dass die Abwesenheit von Mobilephones am Verhalten der Leute etwas ändern würde. Ein Mensch, der Geborgenheit und Gebrauchtwerden auf diese Art sucht und so befriedigt wird, weicht auf andere Verhaltensweisen aus. Kaum zu Hause stundenlang mit der eben verlassenen besten Freundin telefonieren, z.B.
    Wenn man sich in sich geborgen fühlt, kann man sein Phone auch anmachen nach der Landung ohne, dass man vom Gefühl, das es bringen soll, abhängig ist. Sondern einfach nur, weil es praktisch ist oder schön sein kann, jemandem rasch mitzuteilen, dass man wohlbehalten angekommen ist.

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  2. Ja, genau das ist es ja, warum empfinden wir es schön jemanden mitzuteilen das wir gut angekommen sind, was sagt dieses Gefühl aus, was ist es?Für mich eine Form von Geborgenheit, da draußen ist jemand dem ich sagen kann alles ist gut, und es gibt mir Sicherheit, denn da ist ja jemand.
    Für mich ist Geborgenheit schön:-)
    Und ja, wir sind von ihr abhängig

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  3. In Berlin gibt es das Bestreben, Menschen, die mehr oder weniger gute Musik in den U- und S-Bahnen vortragen, diesen Zuverdienst zu verbieten. Die Fahrgäste würden sich belästigt fühlen. Hallo? Mich belästigt kein Gitarrenspieler und keine Panflöte – by the way, lange nicht mehr gehört im Untergrund -, mich belästigt dieses sinnentleerte Blabla der Ewigtelefonierer. Da heischen kleine Kinder in den ihren Wägen um die Aufmerksamkeit der Eltern und was machen die? Genau! Blabla in ihre Smartphones. Und jede Wette, wenn so ein Teil seine aufdringliche Rufmelodie erschallen lässt und der Anrufer sich gemeldet hat, schaut er kurz aus dem Fenster. Warum? Weil er ansagen muss/möchte/soll wo er sich gerade befindet. Und weißt Du was? Letztens rufe ich meinen Mann auf seinem Steinzeitmobilteil an, hatte Glück, dass es mal nicht ausgeschaltet war, und was mache ich? Frage ihn, wo er gerade ist!!

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  4. Lustig ist, genau 30 min nach dem Einstellen des Postings meldete sich mein Smatphone ab und ist seitdem defekt:-), ein Zeichen…wu wei!

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  5. Auf den eigentlichen Inhalt Deines Posts bin ich erst einmal nicht eingegangen, da ich mir selbst oft die Frage stelle, was das Netz mir bedeutet. Ich habe zwar kein Smartphone, sondern auch nur ein altes, ganz simples Mobiltelefon, besitze kein Tablet o.ä., aber ohne Internet würde mir etwas fehlen. Nicht nur für Recherchen. Diese Frage nach der Bedeutung für mein Ich kann ich nicht eindeutig beantworten.
    Kluges Smartphone hast Du übrigens – aber ich bin mir sicher, Du bleibst nicht lange ohne.

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  6. ich besitze ein altes mobiltelefon, das die meiste zeit ausgeschaltet in meinem rucksack weilt, bin ich aber mit dem auto unterwegs kürzt es so manches ab… brauche die rar gesäten Telefonzellen nicht mehr suchen und habe keine Angst mehr, hier in den Bergen bei Nacht und Nebel hängen zu bleiben- Geborgenheit hat damit wenig zu tun, die finde ich dann ehr immer noch in den Armen des Liebsten, im Kontakt mit den Kids und FreundInnen-
    das Internet ist für mich eine Austauschplattform, die ich nicht mehr in meinem Leben missen möchte…
    danke für diesen Artikel, ob du immer noch „ohne“ bist?
    liebgrüßt Frau Blau

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  7. Ich bin im Moment sehr „anhängig“ von den Kommunikationstechniken, aber es hindert mich nicht daran mich zu reflektieren. Ja , der Austausch ist sehr bereichernd

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