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Ich telefonierte mit einer Freundin, recht schnell kamen wir zum Thema aktuelle, politische Situation. Es ging um die Tagesschau und das diese nicht von dem Mord in Freiburg berichtet hatte.

Meine Freundin meinte, es wäre falsch und eine politische Absicht dahinter gewesen, darüber erst nicht zu berichten.

Ich machte den Einwand, dass wenn immer nur über Straftaten von Flüchtlingen berichtet werden würde, ganz schnell ein falscher Eindruck entstehen könnte, weil man ja nichts über die Straftaten von Deutschen hören würde und ich der Argumentation der Redakteure folgen konnte, es aber aufgrund ihrer Entscheidung und der gerade aufgeheizten Situation wohl eine nicht so gute Idee gewesen ist, nicht zu berichten.

Ich möchte das Thema Flüchtlinge jetzt nicht weiter ausführen, mir geht es eher um unsere Gedankenwelten, in denen wir uns bewegen.

Subtil fühlen sich viele Menschen bedroht. Bedrohungen können befristete Arbeitsplätze, also Existenzängste sein, Angst vor Terror, Ängste vor Identitätsverlust durch Überfremdung, Angst nicht mehr mitzukommen, in einer schneller werdenden Gesellschaft, Angst vor Krankheiten, Altersarmut usw. Ängste sind vielfältig, wir reagieren auf Ängste, Bedrohungen mit drei Möglichkeiten, Angriff, Starre, Flucht. So lese ich zum Beispiel in der Zeitung von zwei Wohnungsbränden und habe Angst, es könnte auch bei mir brennen. Flucht kommt nicht infrage, ich mag meine Wohnung, Starre ist nicht sinnig bei einem Brand, also kaufe ich mir Brandmelder und einen Feuerlöscher, nehme Elektrogerät nach dem Gebrauch vom Netz und der Weihnachtsbaum bekommt keine echten Kerzen mehr. Meine Angst war subtil, es hat noch nie bei mir gebrannt. Doch ich habe etwas in Angriff genommen, um meine Ängste zu bekämpfen.

Auch wenn wir kritisieren, Vorwürfe machen, uns Behauptungen anschließen gehen wir zum Angriff über. Das muss nicht schlecht sein und ist oft eine sinnvolle Entscheidung. Allerdings dürfen wir uns fragen, ob unsere Gedanken uns nicht öfter fehlleiten, sie einem subtilen Gefühl entstammen.

Es gibt eine Aussage von Charlotte Joko Beck, sie leitete 23 Jahre das San Diego Zen Center.

Wenn wir einen Gedanken genau benennen, nehmen wir Abstand von ihm, wir lösen unsere Identifikation mit ihm auf. Es sind Welten zwischen den beiden Sätzen „Sie ist unmöglich“ und „Ich denke gerade, sie ist unmöglich“. Wenn wir immer wieder versuchen, jeden Gedanken zu benennen, beginnt die Überlagerung durch das Emotionale dahinzuschwinden …

Auf den Beginn meines Postings bezogen: „Es ist politische Absicht, nicht zu berichten“ oder „In denke gerade, es ist eine politische Absicht, nicht zu berichten“

In diesem Sinne denke ich gerade, ist es gut einmal über die eigenen Gedanken nachzudenken und sie zu benennen.

7 Gedanken zu “Sich so seine Gedanken machen

  1. Die Methode, die du ansprichst, funktioniert sehr gut, finde ich. Man gewinnt Abstand zu sich selbst, beobachtet sich selbst. Dadurch lernt man sich selbst auch ein Stück weit objektiv kennen. Ein interessantes Beispiel dafür, dass man durch innere, bewusste „Spaltung“ durchaus zu einer höheren Einheit der Gedanken finden kann.

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