Immer mal wieder lese ich etwas zum Thema Ego und wie unser Ego uns im Wege steht, bei dem Versuch „erleuchtet“ zu werden.

Das alles ist Meditation: Ihr Haus in vollkommene Ordnung zu bringen, so dass es keinen Konflikt, kein Messen gibt, und dann ist in diesem Haus Liebe, dann kann der Inhalt des Geistes, der sein Bewusstsein ist, vollkommen von dem „Ich“, vom „Ego“, vom „Du“ entleert werden.

Krishnamurti

Osho sagt, der Tod des Egos, wird der Beginn deines wahren Lebens sein.

Was wunderst du dich, daß deine Reisen dir nichts nützen, da du dich selbst mit herumschleppst?

Sokrates

Das Ego ist ein Geist der Angst hat zu sterben.

Mooji

Wo die Liebe erwacht, stirbt das Ich, der dunkle Despot.

Rumi

Die paar Zitate von großen, denkenden Egos zeigen, es ist nicht einfach, sein persönliches Ego loszuwerden. Ich habe eine Bekannte, die ein wenig über das Ego schreibt und die Kunst es los zu werden. Sie bereist gerade Asien und postet sehr schöne Bilder mit sich, Freunden, vor Sehenswürdigkeiten und mit Traumstränden. Unser Ego ist ein Schelm, es versteckt sich gern hinter den Vorhängen einer „gewonnenen“ Egolosigkeit.

Es ist ein Meister der Tarnung, der Strategeme. Je schöne,größer und bunter der Vorhang, desto größer ist manchmal das Ego, welches sich dahinter verbirgt. Aber was ist denn nun so schlimm am Ego, dass sich die größten philosophischen Köpfe dieser Welt an ihm abgearbeitet haben? Laut Duden bedeutet Ego= ICH.

Was ist das Problem, ICH zu sein? Klar, wenn du, ich wärst, würde dir womöglich einiges nicht gefallen an meinem ICH. Aber warum soll ich nicht ICH sein? Warum sollte ich mein ICH ablegen wollen? Synonyme für das Ego sind Identität, Individualität. Im Leben eine Identität zu haben, scheint mir erst einmal recht sinnvoll. Seine Individualität ausleben zu können, ist für mich Freiheit.

Aber warum wollen Menschen, also vielleicht außer Donald Trump, ihr Ego loswerden? Ich glaube, weil wir ein Leid in uns haben, Ängste, wir enttäuscht wurden. Und da macht unser Ego einen Treppenzaubertrick um uns zu helfen, es definiert sich selbst zum Fehler im System. Es fordert sich selbst auf, sich abzuschaffen, also kommen wir zu einer Art, unter dem Teppich Wettbewerb.

Wir können Meditieren, Atemübungen machen, tauchen gehen, Drogen nehmen, auf der Suche nach der Egolosigkeit. Und irgendwann wann sagen wir uns, wir haben es geschafft, wir sind es los, wir sind Meister über unser EGO geworden. Ja, richtig, unser Ego ist Zaubermeister geworden. Bei manchen Menschen konnte ich feststellen, wie in solchen Phasen ihr Ego, also das ICH wachsen konnte. Etwas paradox, aber ich erwähnte ja den Egozauber. Um mich als Menschen wahrzunehmen, benötige ich meine Persönlichkeit, mein ICH, ich nenne es LEBEN. Ich finde es durchaus erstrebenswert, nach Erleuchtung zu streben, aber das ist dann eine andere Show, im Leben geht es darum, mit dem Ego seine Runden zu drehen. Wir sollten uns nicht unbedingt immer vom Ego verzaubern lassen. Wenn Ängste auftauchen, wenn uns Leid widerfährt, wenn wir enttäuscht wurden, können wir uns nicht selbst täuschen und dem Ego seine Tricks vollführen lassen, sondern ihn seine wahren Stärken entlocken. Unsere Ego ist durchaus in der Lage, Dinge so anzuschauen, wie sie sind, sie zu analysieren und zu verarbeiten. Unser ICH hat die Kraft, mit jedem unserer Ängste zu tanzen und sie nach dem Walzer auf den Stuhl zu setzen und sie erneut aufzufordern.

Bevor wir also unser Ego, unser ICH aus unserem Leben weg meditieren wollen, sollten wir uns (Ich/Ego) vielleicht erst einmal besser kennenlernen, damit der Ego uns am Ende nicht ständig verzaubern kann.

Nach Wahrheit und Wahrhaftigkeit streben alle – zumindest so lange, bis das Gefundene nicht mehr zum persönlichen Selbstbild passt.

Andreas Herteux

se

15 Gedanken zu “Mein EGO und ich

  1. Mich hat mal jemand in einer Umbruchphase in meinem Leben gefragt, ob ich mich etwa für etwas Besonderes halte – meine Antwort: ein entschiedenes JA KLAR! … so wie jeden Menschen auf diesem Planeten! Kein Donald-EGO, aber ein selbst-bewusstes, sich selbst kennendes und andere anerkennendes ICH, in konstruktiver Kommunikation mit anderen ICHs, so denke ich mir das. Und wenn’s dann noch Tango und Rock’n’Roll Roll neben Walzer sein darf – wunderbar!
    Obrigada auch für die Musik 😀

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  2. Wer ist denn dieses „Ich“? Du identifizierst Dich mit Deinen Geschichten und „Erfahrungen“, Konditionierungen, aber bist DU das? Das ICH kann man nicht ablegen, nur diesen Haufen an falschen Identifikationen, und das zu erkennen ist in meinen Augen sehr lohnenswert. Es erfordert einiges an Aufmerksamkeit, doch wer lieber seinen Egoverstand Vortritt gewähren möchte sollte auch diese Erfahrung bis zum Ende machen dürfen, egal wie viele Leben es dauert 😉

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  3. Ich hab ’nen ganzen Tschippel (Österreichisch für Haufen) Egos – manche kenne ich sehr gut, viele weniger gut und einige noch gar nicht 😄 Die sind wie Geschwister – sie lieben, hassen, leben, streiten, spielen (mit)einander. Das Beobachterich versucht wie eine Mama zu sein. Loswerden will ich keine/n -die gehen und ändern sich meist ohnehin von selbst, sobald das Bedürfnis hinter dem Egoanteil gesehen werden. Totale Auflösung – wozu? Es gibt nur eine Regel: kein Persönlichkeitsanteil darf willentlich im Innen oder Außen Schaden anrichten. 🙏 Namaste

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  4. Aber wer sagt dir was falsch oder richtig ist?
    Gib es ein Falsch, ein Richtig, wer gibt die Bewertungsskala?
    Kommt sie aus deinem Ich also aus deinem Ego oder wo nimmt man diese Skala her?
    Das Leben ist der Polarität geschuldet, schwarz, weiß, unten, oben, richtig, falsch.
    In der Einheit alles Eins.
    Aber wenn wir bewerten sind wir nicht eins mit der Einheit

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  5. Die Buddhisten geben da schon die richtigen Antworten. Allerdings finde ich, kostet es einige Zeit an Selbst-Studium, um die Lehre überhaupt in seiner ganzen Tragweite verstehen zu können. Zunächst mal sollte eine Identifikation überhaupt gemacht werden, bevor man sich von ihr (also vom „ich“) lösen kann. Beispiel: Ich identifiziere mich als Russe, hänge an meiner Volkszugehörigkeit. Erst, wenn ich aufgespürt habe, was mich alles als Russen fühlen und denken und danach handeln lässt, kann ich mich davon verabschieden, dass dies etwa mein „ich“ ist.

    Hilfreich finde ich, dass die Unterscheidung zwischen „richtig“ und „falsch“ gemacht werden kann, wenn ich einige Voraussetzungen dafür schaffe:
    – Bewusstheit darüber, dass ich gerade in einer Situation bin, die diese Entscheidung von mir verlangt
    – eine Ethik, die ich in meinem Alltag verankert habe (die zehn Gebote oder die fünf Prinzipien der Buddhisten usw. – also die Regeln zwischenmenschlichen Lebens) – ohne die geht es nicht, da kann ich Bewusstheit praktizieren, wie ich will:-)
    – Menschen, an denen ich mich orientieren kann und bei denen ich Zuflucht finde

    Bei den Buddhisten wird dies in die Begriffe „Buddha, Dharma, Sangha“ gefasst.
    Darüber hinaus finde ich auch die westliche Psychologie sehr bereichernd.
    Ich habe einen Vortrag gehört, der die drei Hilfsmittel benannte:
    „1. Lektio, 2. Meditatio, 3. Kontemplatio“:
    1. ich höre eine Lehre, 2. ich reflektiere gedanklich über sie, 3. ich schaue ihrer ohne intellektuelle Beteiligung (z. B. in einem Tempel oder Natur oder wo auch immer es für mich passend ist)

    Bewusstheit und Konzentration kann schließlich auch ein Attentäter ausüben. Ohne die Ethik als Basis macht das alles keinen Sinn:-)

    viel Spaß weiterhin beim Philosophieren.

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  6. Alles eine Sache der Wertungen.
    Licht und Schatten, man benötigt Beides.
    Ohne Artentäter keine Ethik, also man benötigte den Begriff nicht.
    Dein Ego sagt, die Buddhisten geben die richtigen Antworten, ein anderes sagt der Islam.
    Ich vermute, es gibt weder richtig noch falsch, es ist für unser ICH so, wie wir es denken.
    Wenn wir dessen bewusst sind können wir mit mehr Gelassenheit die Wahrheiten unserer Gegenüber ertragen und akzeptieren, möglicherweise ein Grundsatz jeder Ethik

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  7. Was hast du im Hafen von Hamburg gejobbt? Welche Menschen hast du da kennen gelernt?

    Ich denke, wir meinen ansonsten dasselbe.
    In Abstraktionen zu reden, ist, wenn man sich nicht physisch begegnet, etwas schwierig, wie ich finde.

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  8. Vielleicht treffen wir uns ja mal in HH, sitze immer gern in der Amphore / Hafenstr.
    Recht spannende Menschen kennengelernt, seitdem kann ich reden, wie Kapitän Blaubär

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  9. Ach, die Amphore. Schöner Platz! War ich schon länger nicht mehr. Da hab ich jetzt von dir einen Tipp bekommen, wo ich demnächst hingehen werden. Danke 🙂

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