Seit ein paar Wochen sind Wissenschaftler, ihre Ergebnisse und Empfehlungen im Focus der medialen Welt.
Teils nehmen die Diskurse um die einzelnen Ergebnisse und Empfehlungen die Form von Glaubensstreitereien an. Es entstehen in Diskussionsforen, in den Medien, in den TV Talkshows Polarisierungen, die Diskurse werden mit viel Eifer, teils Polemik und großer Hingabe geführt.
Alles erinnert ein wenig an Fussball und brisante Schiedsrichterentscheidungen und deren Diskussionen in den jeweiligen Fanlagern. Ob ein Videobeweis der Wissenschaft nützen würde, müsste man einmal wissenschaftlich analysieren.
Eine koreanische Bekannte meinte einmal, in Deutschland lieben die Menschen ihre wissenschaftlichen Titel und würden diese immer vor ihren Namen setzen.
Wissenschaftler, auch oft Experten genannt, genießen in Deutschland immer noch ein großes Ansehen, obwohl es mit den Jahren etwas gelitten zu haben scheint.
Das hat auch damit zu tun, dass die Wissenschaft und damit verbunden die Wissenschaftler/Innen nicht immer den Kern der Sache trafen oder die Nebenwirkungen ihrer Wahrheiten schmerzhaft für die Gesellschaft waren. Es ist, wie beim Schach, man kann nicht jeden Zug voraus planen. Mag sein das es beim Schach einmal per Computer möglich ist.
Aber was bedeutet nun wissenschaftliches Arbeiten?
Ich zitiere hier einmal aus Wikipedia:
Wissenschaft bezeichnet auch den methodischen Prozess intersubjektiv nachvollziehbaren Forschens und Erkennens in einem bestimmten Bereich, der nach herkömmlichem Verständnis ein begründetes, geordnetes und gesichertes Wissen hervorbringt. Methodisch kennzeichnet die Wissenschaft entsprechend das gesicherte und in einen rationalen Begründungszusammenhang gestellte Wissen, welches kommunizierbar und überprüfbar ist sowie bestimmten wissenschaftlichen Kriterien folgt. Wissenschaft bezeichnet somit ein zusammenhängendes System von Aussagen, Theorien und Verfahrensweisen, das strengen Prüfungen der Geltung unterzogen wurde und mit dem Anspruch objektiver, überpersönlicher Gültigkeit verbunden ist.
So wahr, so gut!
Aber lagen die Wissenschaft und ihre Akteure damit immer richtig?
Die Antwort lautet, nein.
Dann wäre da die Frage, was ist richtig und was ist falsch.
Richtig ist, die entwickelte Faser Asbest ist feuerbeständig, das konnte wissenschaftlich festgestellt werden, später, leider zu spät für viele Menschen, fand die Wissenschaft heraus, dass Asbestfasern Lungenkrebs erzeugen. Die Wissenschaft lag zweimal richtig, aber sie lag auch falsch, als sie Asbest zum Schutz empfahl.
Jede letzte Tatsache ist nur die erste einer neuen Reihe.
Ralph Waldo Emerson
Was sagt uns dieses Beispiel? Ich möchte diese Frage mit einem weiteren Zitat beantworten:
Die Wissenschaft ermöglicht niemals vorauszusehen, oder, genauer gesagt, sie sieht nur Wiederholungen voraus.
Antoine de Saint-Exupéry
Ich bin kein studierter Wissenschaftler, aber ich suche nach Wahrheiten, ich denke, wie wohl jeder Mensch. Wahrheiten geben uns Sicherheit, nehmen uns Ängste und manchmal machen sie uns Angst.
Der Glaube an die Wahrheit beginnt mit dem Zweifel an allen bis dahin geglaubten Wahrheiten.
Friedrich Nietzsche
Nehmen wir das Beispiel Atomkraft, früher stritt ich mit meinen Eltern über die Sicherheit dieser Methode zur Energieherstellung. Beliebtes Argument meines Vaters, du willst bestimmt nicht, dass hier die Lichter ausgehen, beliebtes Argument meinerseits, du willst bestimmt nicht, dass dir die Lichter ausgehen.
Wir Beide hatten das Thema nie wirklich wissenschaftlich betrachtet oder analysiert, aber wir hatten unsere Wahrheiten. Das bisherige Fazit unseres Diskurses von damals, meinem Vater ist nicht das Licht ausgegangen, aber die Sicherheit von Atomkraft ist durch Katastrophen und Todesopfer umstritten.
Paradoxe sind die einzigen Wahrheiten.
George Bernard Shaw
Ich habe mir mit den Jahren eine Art der wissenschaftlichen Betrachtung von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Wahrheiten angewöhnt. Ich schaue mir nicht nur die Überschriften an, sondern interessiere mich für Geldgeber, für die Ersteller einer Studie, einer Wahrheit, für die bisherigen Arbeiten der Wissenschaftler etc.. Es ist ein wenig, wie mit Amazon Bewertungen, dort finde ich es sinnvoll die oft wenigen Negativen zu lesen und bei ein paar der Positiven zu schauen, was die Rezensenten denn noch so erworben haben. Ob sie zur Liga der Profi Rezensenten gehören. Allerdings gilt für mich, auch bei dieser Methode:
Ein guter Wissenschaftler hat sich von Theorien befreit
und hält seinen Geist offen für das, was ist.
Laotse
Hilfreich war und ist mir ebenfalls dieses Zitat:
Wer nicht lügen kann, weiß nicht, was Wahrheit ist.
Friedrich Nietzsche
Ich gebe zu, in diesen Pandemiezeiten hat man es nicht leicht, insbesondere die Wissenschaft.
Als Bürger, Zuhause, in der mittelgroßen Großstadt zerrt man in erster Linie aus seinen Erfahrungen, Sympathien, Antipathien, manche persönliche Wahrheit ist schlicht eine Geschmacksfrage.
Drum ist es durchaus sinnvoll die Sachen einmal versuchsweise wissenschaftlich zu betrachten, siehe das vorherige Wikipedia Zitat. Vielleicht urteilen wir danach auch nicht zu hart über den/die ein oder andere/n Wissenschaftler/Innen, oder nehmen nicht jede wissenschaftliche Aussage als absolute Wahrheit.
Zum Abschluß möchte ich am Ende dieses Textes noch einmal Goethe und Heisenberg das Wort geben:
Das Einfache durch das Zusammengesetzte, das Leichte durch das Schwierige erklären zu wollen, ist ein Unheil, das in dem ganzen Körper der Wissenschaft verteilt ist.
Johann Wolfgang von Goethe
Und letzendendlich
Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch; aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.
Werner Heisenberg
Wissenschaftliches über Corona>>>
Die Frage, die sich mir stellt: Warum dürfen „Experten“ Beratungsfunktionen einnehmen in Dingen, von denen sie eher keine Ahnung haben. Warum wird das Gutachten der Leopoldina herangezogen, wenn es um Lockerungen geht, Immerhin hat diese Vereinigung von Experten vor vier Jahren noch die Schließung von 1300 Krankenhäusern empfohlen (https://www.tagesschau.de/faktenfinder/leopoldina-113.html)
Wissenschaft ist wichtig, bei selbsternannten Experten bin ich skeptisch
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Manchmal vermischen sich Experten und Wissenschaftler.
Man darf auf die Finanzierung der Studien schauen.
Wer finanziert Wissenschaft, wo können Wissenschaftler arbeiten.
Und ja, das Wort Experte wir in Deutschland sehr schnell eingesetzt.
Es hat den Satz, aus gut unterrichteten Kreisen, ersetzt😀😉
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