
Ich laß gestern in einem sozialen Netzwerk ein kurzes Posting, in dem gefragt wurde, wo man jetzt Ethik und Moral lernen könnte? Eine gute Frage. Ebenfalls gestern sah ich ein Bild von den Abbruchkanten am Strand von Langeoog, oder was davon übrig ist. Die friesischen Inseln hat der Sturm stark mitgenommen.
Die deutsche Gesellschaft erscheint ebenso mitgenommen, gesellschaftliche Abbruchkanten sind deutlich sichtbar.
Auf den Inseln geht die Angst um die nahe Zukunft um. Der Weltuntergangsgletscher oder besser Thwaites-Gletscher in der Westantarktis schmilzt vor sich hin, seine Erosion ist größer als erwartet. Der Gletscher ist weit weg, aber womöglich war ein wenig seines aufgetauten Wassers in den letzten Tagen auf dem Hamburger Fischmarkt zu finden. So wie das Gletschereis schmilzt, scheinen auch bei einigen Menschen die Nerven wegzuschmilzen
Besorgt lese ich Kommentare in sozialen Medien, Hass, Bedrohung, Polemik, Sarkasmus erscheinen als Ausdruck von Ängsten und der daraus resultierenden Wut. Gefühlt würde ich meinen, ein Teil der Gesellschaft fühlt sich nicht mehr geborgen in ihr. Das mangelnde Gefühl von Sicherheit und Akzeptanz, von Würde und dem Gefühl gebraucht, geschätzt zu werden verunsichert, ängstigt Menschen tief.
Aber was haben die Probleme von Gletscher, Strand und Menschen gemeinsam?
Es ist die Idee des Wirtschaftens, die Mantren des Kapitals. Ein auf Wachstum und Effizienz ausgelegtes System, welches sehr wenige Menschen zu einer Art Gewinner macht und sehr viele Menschen zu Verlierern. Für den wegschmilzenden Gletscher ist beides unerheblich.
Die Wut, der Hass, all die ungelösten Ängste bringen den einen oder anderen Menschen auf die Idee, auch hieraus Kapital zu schlagen, sei es um Macht zu erlangen oder/und sich zu bereichern. Ob es nun Geschäftemacher oder politische Populisten sind, ist im Grunde egal, Ethik und Moral haben keinen Wert.
Das alles klingt recht düster, aber es gibt einen Ausweg, die Wut, die Ängste, die Unsicherheiten lassen sich konstruktiv nutzen, wenn Ethik und Moral mit in unsere Gefühlswelten eingebunden werden, . Leider ist dieses selten einfach, beinhaltet die Fähigkeit sich zu reflektieren und in einen konstruktiven Dialog zu treten. Polemik, Ironie, Sarkasmus, Bedrohung haben in Dialogen keinen Platz.
Leider gibt es mittlerweile weltweit Agenturen, die über Trollfarmen, etc. Meinungen beeinflussen, Kommentare verbreiten, mit eben all den Attributen, welche einen Dialog zunichte machen. Wer bezahlt bekommt Meinung und manipuliert so die Meinung Anderer.
Es ist die Sprache, an der man Ethik und Moral bemessen kann. Gute Kritik zum Beispiel, beinhaltet immer einen eigenen Vorschlag zur Verbesserung, zumindest eine stichhaltige Erklärung der Kritikpunkte. Hass, Polemik, Sarkasmus, Bedrohung bleiben außen vor. Es ist die Zeit wieder mehr Ethik und Moral in sein Leben zu lassen, womöglich beides neu zu erlernen. Die Zeit, Würde und Anstand zu vermitteln und weiter zu geben, sei es beim Discounter an der Kasse, in sozialen Netzwerken, in der Bahn, im Bekanntenkreis.
Der Tropfen füllt das Meer.
Gefällt mir. Danke für diesen wichtigen Impuls!
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Eigentlich habe ich in meinem Blog alles schon einmal geschrieben, aber diese Zeiten benötigen manchmal die Erinnerung und einen gesunden Optimismus.
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Ich kann das Buch „Unsere Welt neu denken“ von Maja Göpel empfehlen.
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